Schreibend aus der Krise: Die Autorin Gerda Stauner gibt Tipps
Unsere Autorin Gerda Stauner bietet ab nächster Woche ein Seminar an zum Thema „Schreibend aus der Krise“. Es ist ein Online-Seminar, das von der Katholischen Erwachsenenbildung angeboten wird und wendet sich an alle, die ihre Gedanken zu den Herausforderungen des Lebens mithilfe von Stift und Papier kanalisieren möchten, um dadurch Anregungen für sich zu erhalten.
Gerda, was erwartet die Teilnehmer Deines Seminars?
Wir treffen uns in einem kleinen Kreis an drei Abenden für jeweils eineinhalb Stunden in einem virtuellen, geschlossenen Raum. Dabei gehen wir der Frage nach, auf welche Art und Weise man schwierige Situationen im Nachgang betrachten kann, um künftig damit besser umgehen zu können.
Wie kann das Schreiben helfen, eine Krise zu bewältigen?
Das Schreiben kann einem dabei helfen, Herausforderungen oder Geschehnisse von einer anderen Seite zu sehen. Man kann eine andere Perspektive einnehmen und hat die Freiheit, seine feststehenden Ansichten zumindest für kurze Zeit ein Stück weit hinter sich zu lassen und gleichzeitig andere Sichtweisen zuzulassen. Beim Schreiben ist es wichtig, in andere Rollen zu schlüpfen, deshalb ist es ein gutes Medium dafür.
Hast Du damit auch persönliche Erfahrungen?
In meinen Büchern verarbeite ich auch immer wieder Themen, die mich oder meine Familie betreffen. Zum Beispiel habe ich mich immer gefragt, wieso meine beiden Großväter in der Zeit des Nationalsozialismus so unterschiedliche Wege gegangen sind. Die Recherche zum Zweiten Weltkrieg für meinen ersten Roman „Grasmond“ hat mir geholfen zu verstehen, wie sich die Menschen in dieser extremen Zeit gefühlt haben. Ich habe gelernt, meine Eltern anders zu sehen, die als Kinder in dieser prägenden Zeit aufgewachsen sind.
Hast Du schon öfters Online-Seminare gehalten?
Bisher habe ich nur Präsenz-Seminare gegeben, denn der direkte Kontakt zu den Teilnehmern ist bei einer so privaten Sache wie dem Schreiben ungemein wichtig. Leider wurden seit März schon drei Kurse abgesagt und auch einige andere Veranstaltungen wie Lesungen mussten verschoben werden. Daher gehe ich diesen unbekannten Schritt und freue mich darauf, ein neues Medium ausprobieren zu dürfen. Da der Teilnehmerkreis sehr klein gehalten wird, gehe ich davon aus, dass ich trotzdem einen privaten Rahmen schaffen kann, in dem sich alle wohlfühlen.
Wie geht es Dir damit?
Nach anfänglicher Skepsis freue ich mich nun auf die Möglichkeit, Menschen in ihrer häuslichen Umgebung treffen zu dürfen. Ich habe selbst an einigen Webinaren teilgenommen und dabei festgestellt, dass es genauso möglich ist, über einen virtuellen Weg eine Verbindung zu anderen Menschen herzustellen, auch wenn man sich noch nicht kennt. Zum Beispiel habe ich im Rahmen meiner Jurytätigkeit für einen Schreibwettwerb mit meinem mir vorher unbekannten Kollegen aus dem Gremium auch nur über den Bildschirm kommuniziert. Wir konnten aber ganz schnell eine sehr vertrauensvolle Atmosphäre aufbauen und die diffizile Aufgabe gut bewerkstelligen.
Wird es nun öfters Online-Seminare mit Dir geben, weil das den Nerv der Zeit trifft?
Ich würde nicht sagen, dass es den Nerv der Zeit trifft. Eher nutzen die Menschen nun eher Möglichkeiten, vor denen sie früher zurückgeschreckt sind. Ich kann mir gut vorstellen, dass viele von den positiven Nebenerscheinungen von Webinaren profitieren und deshalb dieses Medium künftig häufiger nutzen. Zum Beispiel muss man abends nicht mehr das Haus verlassen, kann sofort nach Ende des Kurses auf die heimische Couch und muss nicht noch einen langwierigen Heimweg antreten. Ein Mix aus beiden Welten wäre schön.
Die Regensburger Autorin Gerda Stauner hat die Trilogie „Wolfsgrund“, „Sauforst“ und „Grasmond“ im Süd-Ost-Verlag veröffentlicht und schreibt für den Regensburger Almanach. Aktuell arbeitet sie an einem Roman über zwei Schwestern und deren Umgang mit einer bipolaren Erkrankung.
Interview: Martina Groh-Schad
Bildrechte: Gerda Stauner